Saturday, July 13, 2019

Robert Musil on Destiny

From The Man Without Qualities, Part 3

When Ulrick was telling this to his sister afterward, late that afternoon, he happened to use the word "destiny," and it caught her attention. She wanted to know what "destiny" was.

"Something halfway between 'my toothache' and 'King Lear's daughters,'" Ulrich answered. "I'm not the sort of person who goes in for that word too much."

"But for young people it is part of the song of life; they want to have a destiny but don't know what it is."

"In times to come, when more is know, the word 'destiny' will probably have acquired a statistical meaning," Ulrich responded.

Agathe was twenty-seven. Young enough to have retained some of those hollow, sentimental concepts young people develop first; old enough to already have intimations of the content that reality pours into them.

"Growing old is probably a destiny in itself!" she answered, but was far from pleased with her answer, which expressed her youthful sadness in a way that seemed to her inane.

In the original German

Als das Ulrich nun nachträglich seiner Schwester am Spätnachmittag erzählte, gebrauchte er von ungefähr das Wort Schicksal, das ihre Anteilnahme erregte. Sie wollte wissen, was "Schicksal" ist.

"Ein Mittelding zwischen 'Meine Zahnschmerzen' und 'König Lears Töchter'!" erwiderte Ulrich. "Ich gehöre nicht zu den Menschen, die mit diesem Wort gern umgehn."

"Aber für junge Menschen gehört es zum Gesang des Lebens; sie möchten ein Schicksal haben und wissen nicht, was es ist."

Ulrich entgegnete ihr: "In späteren, besser unterrichteten Zeiten wird das Wort Schicksal wahrscheinlich einen statistischen Inhalt gewinnen."

Agathe war siebenundzwanzig. Jung genug, noch einige von den hohlen Empfindungsformen bewahrt zu haben, die man zuerst ausbildet; alt genug, schon den anderen Inhalt zu ahnen, den die Wirklichkeit einfüllt. Sie erwiderte:

"Altwerden ist wohl selbst schon ein Schicksal!" und war sehr unzufrieden mit dieser Antwort, in der sich ihre jugendliche Schwermut auf eine Weise ausdrückte, die ihr nichtssagend vorkam.

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