Friday, May 24, 2019

Robert Musil, Guest Blogger

From Der Mann ohne Eigenschaften, The Man Without Qualities, written by Robert Musil in 1913:
Something imponderable. An omen. An illusion. As when a magnet releases iron filings and they fall in confusion again. As when a ball of string comes undone. As when a tension slackens. As when an orchestra begins to play out of tune. No details could be adduced that would not also have been possible before, but all the relationships had shifted a little. Ideas whose currency had once been lean grew fat. Persons who would before never have been taken seriously became famous. Harshness mellowed, separations fused, intransigents made concessions to popularity, tastes already formed relapsed into uncertainties. Sharp boundaries everywhere became blurred and some new, indefinable ability to form alliances brought new people and new ideas to the top. Not that these people and ideas were bad, not at all; it was only that a little too much of the bad was mixed with the good, of error with truth, of accommodation with meaning. There even seemed to be a privileged proportion of this mixture that got furthest on in the world; just the right pinch of makeshift to bring out the genius in genius and make talent look like a white hope, as a pinch of chicory, according to some people, brings out the right coffee flavor in coffee. Suddenly all the prominent and important positions in the intellectual world were filled by such people, and all decisions went their way. There is nothing one can hold responsible for this, nor can one say how it all came about. There are no persons or ideas or specific phenomena that one can fight against. There is no lack of talent or goodwill or even of strong personalities. There is just something missing in everything, though you can't put your finger on it, as if there had been a change in the blood or in the air; a mysterious disease has eaten away the previous period's seeds of genius, but everything sparkles with novelty, and finally one has no way of knowing whether the world has really grown worse, or oneself merely older. At this point a new era has definitively arrived.
[Translation by Sophie Wilkins and Burton Pike]

In the original German:
Etwas Unwägbares. Ein Vorzeichen. Eine Illusion. Wie wenn ein Magnet die Eisenspäne losläßt und sie wieder durcheinandergeraten. Wie wenn Fäden aus einem Knäuel herausfallen. Wie wenn ein Zug sich gelockert hat. Wie wenn ein Orchester falsch zu spielen anfängt. Es würden sich schlechterdings keine Einzelheiten haben nachweisen lassen, die nicht auch früher möglich gewesen wären, aber alle Verhältnisse hatten sich ein wenig verschoben. Vorstellungen, deren Geltung früher mager gewesen war, wurden dick. Personen ernteten Ruhm, die man früher nicht für voll genommen hätte. Schroffes milderte sich, Getrenntes lief wieder zusammen, Unabhängige zollten dem Beifall Zugeständnisse, der schon gebildete Geschmack erlitt von neuem Unsicherheiten. Die scharfen Grenzen hatten sich allenthalben verwischt, und irgendeine neue, nicht zu beschreibende Fähigkeit, sich zu versippen, hob neue Menschen und Vorstellungen empor. Die waren nicht schlecht, gewiß nicht; nein, es war nur ein wenig zu viel Schlechtes ins Gute gemengt, Irrtum in die Wahrheit, Anpassung in die Bedeutung. Es schien geradezu einen bevorzugten Prozentsatz dieser Mischung zu geben, der in der Welt am weitesten kam; eine kleine, eben ausreichende Beimengung von Surrogat, die das Genie erst genial und das Talent als Hoffnung erscheinen ließ, so wie ein gewisser Zusatz von Feigen- oder Zichorienkaffee nach Ansicht mancher Leute dem Kaffee erst die rechte gehaltvolle Kaffeehaftigkeit verleiht, und mit einemmal waren alle bevorzugten und wichtigen Stellungen des Geistes von solchen Menschen besetzt, und alle Entscheidungen fielen in ihrem Sinne. Man kann nichts dafür verantwortlich machen. Man kann auch nicht sagen, wie alles so geworden ist. Man kann weder gegen Personen noch gegen Ideen oder bestimmte Erscheinungen kämpfen. Es fehlt nicht an Begabung noch an gutem Willen, ja nicht einmal an Charakteren. Es fehlt bloß ebensogut an allem wie an nichts; es ist, als ob sich das Blut oder die Luft verändert hätte, eine geheimnisvolle Krankheit hat den kleinen Ansatz zu Genialem der früheren Zeit verzehrt, aber alles funkelt von Neuheit, und zum Schluß weiß man nicht mehr, ob wirklich die Welt schlechter geworden sei oder man selbst bloß älter. Dann ist endgültig eine neue Zeit gekommen.

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